Was bringen Krisen zum Vorschein? Und was können KMU daraus lernen?

Wir waren am KMU-Tag in St. Gallen. Nico Tschanz vom KMU-Zentrum Graubünden moderierte den HELSANA Workshop, welcher für die Teilnehmenden das Eröffnungsevent zum KMU-Tag war.

Wie können Mitarbeitende auch in Zukunft Veränderungsdruck und neuen Anforderungen standhalten? Wie bleiben sie gesund und motiviert? Diese Fragen sind für ein KMU entscheidend, denn nur leistungsfähige Mitarbeitende bleiben flexibel, produktiv und innovativ.

Unterlagen und Ergebnisse aus dem Workshop:
Befragung
Präsentation

In seinem Workshop-Referat zog Nico Tschanz eine Parallele von Krisen als ungeplante Störungen – die zu Veränderungen im Betreib führen – zur in jedem Betrieb stattfindenden Unternehmensentwicklung und den daraus folgenden ‘geplanten’ Störungen = die ebenfalls Veränderungen im Betrieb bewirken.

Aus der Interaktion mit dem Publikum resultieren spannende Ergebnisse:
1) Es bestätigt sich, wie schwierig es ist, die Realität faktisch richtig einzuschätzen. Auf drei Fragen aus dem Buch ‘Factfulness’ von Hans & Anna Rösling tippten die Teilnehmenden mindestens ebenso häufig daneben wie dies auch bei den Tests der Autoren mit Ihrem eigenen Publikum typischerweise der Fall ist. Die Quote der richtigen Antworten liegt bestenfalls bei 20%.

2) Krisen unterschiedlicher Art kommen und gehen. In der Publikumsbefragung – das Resultat wurde durch db-Messung der Lautstärke des Applauses gemessen – ‘gewann’ Organisation (Prozesse, Kultur) vor Leistung, Wettbewerb und Ressourcen als der Bereich, welcher am Stärksten von unerwarteten Krisen betroffen wird,

3) In einer zweiten Publikumsbefragung mit denselben Kriterien (Leistung, Wettbewerb, Organisation, Ressourcen) aber der Frage, welcher Bereich durch ‘geplante’ Störungen der Unternehmensentwicklung, z.B. ein Innovationsprojekt, betroffen werden, ‘gewann’ erneut Organisation.

Die Befragungen belegen, dass die Organisation, also Prozesse und die Kultur von Veränderungen sehr stark betroffen werden – unabhängig davon, ob diese geplant oder ungeplant erfolgen.
Die Erkenntnis / das Fazit aus dem Workshop beleuchtet, dass es keine rezepthafte Lösung – z.B. eine bestimmte Kultur oder Organisationsform – für ein ganzes KMU gibt, welche bei Krisen oder auch geplanten Veränderungen vor künftigem Ungemach schützen. Es ist ohnehin unmöglich, die Realität einer Krise richtig einzuschätzen und den Verlauf der künftigen Auswirkungen vorauszusagen.

Was also tun als KMU? Weiterhin aus der Hüfte schiessen, wenn eine Krise kommt?

Erfolgsversprechend ist der Ansatz , wirksame ‘Scharniere’ in der Organisation zu identifizieren und diese in offener Zusammenarbeit mit Mitarbeitenden zu ‘ölen’. Die Vorgeschlagenen Standardscharniere befinden sich zwischen Umwelt und dem beweglichen Teil der Organisation – typischerweise Verkauf oder Kundendienst – und zwischen dem beweglichen Teil einer Organisation und dem gefestigten Teil – typischerweise dem Change Management in der Produktion.

Tschanz schlägt den Teilnehmenden vor, solche Scharniere in der eigenen Organisation zu suchen und das ‘ölen’ als Sport anzusehen, dem die ganze Firma fröhnt. Ein Sport, den die ganze Firma betreibt und der verbindet.

Das macht die Firma agiler und die Mitarbeitenden sind ein aktiver Teil davon. Mit geölten Scharnieren kann eine Organisation viel besser auf Veränderungen reagieren und für die Mitarbeitenden sinkt das Stresslevel, welches jede Veränderungen mit sich bringt.

Setzen Sie sich eine Vision für bestimmte Scharniere: Was können wir tun, um Weltklasse zu werden beim Erkennen und erstem Umsetzen von Veränderungen aus der Umwelt? Wie bei der Umsetzung in die Produktion – den gefestigten Teil der Firma?

In der Sprache des Branche der HELSANA kann ‘Scharniere’ natürlich auch als ‘Gelenke’ und das Unternehmen als Organismus verstanden werden. Gut funktionierende Gelenke senken die Gefahr von Pannen und dies beeinflusst das, was die wichtigste Lehre aus Krisen und Veränderungen sein kann: Unternehmenskultur ist bei ungewollten und gewollten Veränderungen ein entscheidender Faktor. Fitte Gelenke durch gemeinsamen Sport lassen uns alle die Unterenehmenskultur ‘leben’ und das ist eben immer gut – in guten sowie in schlechten Zeiten.